Schadet mein Handy dem ungeborenen Baby? Beeinflusst Strahlung den Embryo oder bereits zuvor die Fruchtbarkeit? Viele Eltern stellen sich diese Fragen. Doch Fachleute geben Entwarnung: Grenzwerte schützen auch die Kleinsten.
Ob während der Schwangerschaft oder schon in der Familienplanung – werdende Eltern sorgen sich um die Sicherheit ihrer Kinder. Durch die vielen digitalen Medien rückt dabei auch das vermeintliche Risiko durch „Elektrosmog“ in den Fokus.
Schwangere fragen sich: Hat meine Smartphone-Nutzung Auswirkungen auf das ungeborene Baby? Väter sind womöglich verunsichert wegen des Funkmasts nebenan: Kann er dem Kind schaden? Wissenschaft und Behörden beschäftigen sich seit Jahren mit diesen Themen – und kommen dabei zu einem beruhigenden Ergebnis.
Die kurze Antwort lautet: Weder Handy noch Funkmast sind gefährlich. Grenzwerte für die Strahlung schützen das ungeborene Leben ebenso wie das Baby und den Erwachsenen. Das gilt für 5G-Mobilfunk ebenso wie für die älteren Mobilfunkgenerationen. In diesem Artikel folgen die Details speziell für Mütter. Ein weiterer Artikel (Verlinkung zu „Strahlung schlecht für Spermien?“) beantwortet die wichtigsten Fragen zu Handystrahlung und Spermien.
Um den Stand der Forschung besser zu verstehen, ist es hilfreich, sich einige Grundlagen klarzumachen: Mobilfunkstrahlung ist eine von vielen möglichen Strahlungen – und Strahlung umgibt uns auch ganz natürlich in der Umwelt. Wenn wir über Handystrahlung oder elektromagnetische Felder (EMF) sprechen, geht es immer um sogenannte nichtionisierende Strahlung. Zu dieser Gruppe gehören auch die ultraviolette Strahlung der Sonne (UV-Strahlung) und die Strahlung von Stromleitungen. Mehr Informationen zu den unterschiedlichen Strahlungsarten finden Sie in diesem Artikel.
Die bisher einzige wissenschaftlich belegte Wirkung von Mobilfunkstrahlung ist, dass der menschliche Körper sie teils absorbiert und in Wärme umwandelt. Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind gut untersucht und unterhalb der geltenden Grenzwerte nicht zu erwarten.
Unsere Körpertemperatur schwankt ganz natürlich im Laufe des Tages. Eine Schädigung ist erst zu erwarten, wenn sich die Körpertemperatur darüber hinaus über einen längeren Zeitraum um deutlich mehr als 1 Grad Celsius erhöht. Deshalb gibt es in Deutschland strenge Grenzwerte, die ausschließen, dass Mobilfunk unsere Körpertemperatur derart beeinflusst. Die Grenzwerte schützen alle Menschen – auch das Baby oder das kleine Kind.
Für Schwangere besteht also kein Grund zur Sorge. Es gibt wissenschaftlich keine gesicherten Hinweise, dass Handystrahlung einen schädigenden Einfluss auf das ungeborene Kind und seine spätere Entwicklung hat.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt in ihren Empfehlungen zu elektromagnetischen Feldern (EMF) keinen negativen Einfluss auf die embryonale Entwicklung fest. Daher empfiehlt sie keine Vorsorgemaßnahme. Eine 2023 erschienene Publikation der WHO kann auch Frauen, die erst noch Mama werden wollen, beruhigen: Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern in der Gebärmutter keinen schädlichen Einfluss auf die Fruchtbarkeit hat.
Trotz der Entwarnung bleibt die Sorge bei einigen Menschen hoch. Immer wieder wird Schwangeren vorsorglich zu einem umsichtigen Umgang mit dem Mobiltelefon geraten. Dies sollte jedoch nicht falsch verstanden werden: Es ist ein Tipp und keine explizite Warnung.
Auch das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) gibt Hinweise, wie sich Mobilfunkstrahlung reduzieren lässt, auch wenn es aus Sicht des Strahlenschutzes nicht notwendig ist. Dies gelingt etwa durch die Verwendung eines entsprechenden Handymodells. Jedes Modell gibt unterschiedliche hochfrequente Felder ab. Gemessen wird dies in der sogenannten Spezifischen Absorptionsrate oder auch dem SAR-Wert. Auf der Website des BfS sind die jeweiligen SAR-Werte je nach Mobiltelefon gelistet.
Übrigens: Auch der fortschreitende Mobilfunkausbau ist gut für die individuelle Strahlenbelastung. Denn je besser der Empfang ist oder je näher Nutzerinnen und Nutzer an einer Basisstation sind, desto geringer ist die Strahlung des Smartphones. Oft ist unser eigenes Handy die Ursache für den größten Teil der Mobilfunkstrahlung, der wir ausgesetzt sind. Die Strahlung von umliegenden Funkmasten ist hingegen gering.
Doch noch einmal zurück zur Fruchtbarkeit: Warum gibt es immer wieder Meldungen über Studien, die dennoch Probleme für die Gesundheit von Mutter und Kind vermuten? Hier ist ein kritischer Blick wichtig. Denn viele Laborstudien zum Einfluss auf die Fruchtbarkeit und ungeborene Kinder halten längst nicht alle wissenschaftlichen Qualitätskriterien ein:
• Ein solches Kriterium ist eine gute Dosimetrie: Einige Studien verwendeten zum Erzeugen der elektromagnetischen Felder Expositionsanlagen, die nicht den wissenschaftlichen Anforderungen entsprechen. Mit Expositionsanlagen werden in der Wissenschaft Mobilfunkstrahlen simuliert.
• Einige Forschungsprojekte gaben die Spezifische Absorptionsrate (SAR) nicht an – somit können die beobachteten Vorgänge unmöglich bewertet werden. Der SAR-Wert beschreibt, wie viel Energie das Gewebe aufnimmt – gemessen in Watt pro Kilogramm.
• Zudem verwendeten mehrere Studien einen SAR-Wert oberhalb der empfohlenen Grenzwerte. Zur Erläuterung: Die Grenzwerte sind so abgeleitet, dass sich die Körpertemperatur im Mittel um nicht mehr als etwa 1 Grad Celsius erhöhen kann. Erst wenn es noch wärmer wird, wird es bedenklich. Solche Temperaturerhöhungen verhindert der SAR-Grenzwert für Mobiltelefone.
• Bei einigen Studien wurden die Kontrollen, die als Vergleich zu den exponierten Proben dienen, fehlerhaft durchgeführt.