Die 5G-Technologie bietet große Chancen für Unternehmen: Sie können bessere Produkte schaffen, neue Geschäftsmodelle finden und in ihren Abläufen viele Ressourcen sparen. Von Entwicklung bis Produktion, von Logistik bis Vertrieb – mögliche Anwendungen gibt es fast überall. Wir blicken genauer auf einzelne Wirtschaftsbereiche.
Die Digitalisierung bietet zahlreiche Chancen für die Bauindustrie. Eine standortübergreifende Steuerung über 5G-Netzwerke kann die Arbeit vereinfachen und wertvolle Zeit sparen. Auf der digitalisierten Baustelle agieren vernetzte Kräne, Bagger und viele weitere Baumaschinen intelligent miteinander und werden je nach Bedarf von nur einer Person gesteuert. Selbstlernende Kameras und Sensoren überwachen dabei den gesamten Prozess, wodurch völlig neue Bauprozesse ermöglicht werden. Dies verringert die Bauzeit und erhöht nicht zuletzt die Arbeitssicherheit durch weniger Personen auf der Baustelle.
Als Unterstützung für Menschen sind auch Drohnen denkbar: Sie könnten eine Baustelle überwachen, Dämmungen anbringen oder Fassaden spritzen.
Tablet statt Traktor – das wichtigste Arbeitsgerät von Bäuerinnen und Bauern hat heute nicht mehr unbedingt vier Räder. Schon seit Jahren halten digitale Innovationen Einzug in die Landwirtschaft. Mehr als die Hälfte aller Landwirtschaftsunternehmen nutzen bereits digitale Lösungen, etwa teilautonom fahrende Maschinen. Die 5G-Technologie ermöglicht land- und forstwirtschaftlichen Unternehmen nun den nächsten Schritt in der Digitalisierung. Sowohl die Feldarbeit als auch die Tierhaltung, die Verarbeitung von Lebensmitteln, der Handel sowie die Betreuung der Kunden werden von einem 5G-Netzausbau direkt oder indirekt beeinflusst.
Ein Blick auf den Acker: Schon seit Jahrzehnten hilft die satellitengestützte Steuerung von Maschinen in der Landwirtschaft. Der 5G-Netzausbau verbessert auch hier die Genauigkeit. Einzelne Pflanzen lassen sich zentimetergenau ansteuern. Intelligente Traktoren kommunizieren mit softwaregesteuerten Anbaugeräten und nutzen in Echtzeit immense Datensätze aus der Cloud. So können Maschinen etwa Kulturpflanzen von Unkraut exakt unterscheiden und Pflanzenschutzmittel nur dort ausbringen, wo es wirklich nötig ist. Die Unkrauterkennung und Unkrautbekämpfung kann durch 5G gleichzeitig während der Fahrt über den Acker stattfinden. Das sogenannte Precision Farming kann bei richtiger Anwendung Kosten sparen und zugleich die Umwelt schonen. Die gleiche Technik kann fürs Düngen angewendet werden.
Die 5G-Technologie wird im Anlagen- und Maschinenbau einen erheblichen Unterschied machen. Und dieser Unterschied liegt oft im Millisekunden-Bereich: Ob Bestückungsautomaten präzise zielen, autonome Roboter passgenau arbeiten oder fahrerlose Transportsysteme blitzschnell auf Hindernisse reagieren, hängt von der Qualität der Internetverbindung ab.
5G bietet beste Voraussetzungen in Bezug auf Übertragungsraten, Zuverlässigkeit und Latenz, aber auch hinsichtlich Flexibilität, Sicherheit und Verfügbarkeit. Die meisten Unternehmen nutzen private Campusnetze, über die sie ihren eigenen Mobilfunk betreiben können – sicher, nach außen abgeschirmt und auf ihre Bedürfnisse optimiert. Im Gegensatz zu anderen Branchen sind im Anlagen- und Maschinenbau nicht nur bestimmte Ausprägungen der 5G-Technologie relevant, sondern alle.
Ebenso können kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in der verarbeitenden Industrie viele Ressourcen wie Strom und Material durch 5G einsparen. Eine bessere digitale Kontrolle kann zudem Fehler in der Produktion verringern und durch optimierte Planung Lagerraum reduzieren.
Schneller Datenaustausch und geringe Latenz freuen nicht nur jede Nutzerin und jeden Nutzer. 5G ermöglicht auch eine Verkehrsleitung in Echtzeit. Sie kann ohne Verzögerungen vor Staus oder Gefahren auf der Strecke warnen. Verzögerungen in der Kommunikation sind nämlich nicht nur ärgerlich, sondern auch gefährlich – bei einem harten Stauende sogar lebensbedrohlich.
Für die Lkw- und Logistikbranche ist das sogenannte Platooning interessant: Mehrere miteinander vernetzte Lkw fahren mithilfe eines Steuerungssystems in kurzem Abstand in einer Kolonne von circa fünf bis sechs Fahrzeugen. Das verringert den Kraftstoffverbrauch und entlastet die Fahrer. So kann die 5G-Technologie dazu beitragen, den Verkehrsfluss zu verbessern und die bestehende Infrastruktur sowie die diversen Mobilitätsangebote effektiver und effizienter zu nutzen. Die Parkplatzsuche wird leichter, Car- und Bikesharing-Angebote praktischer.
Campusnetze sind nicht öffentliche 5G-Netze, die nur lokal verfügbar sind. Sie ermöglichen es Unternehmen und anderen Institutionen, von der 5G-Technologie zu profitieren, ohne das Risiko einzugehen, dass sensible Daten nach außen gelangen. Sie sind insbesondere für mittelgroße bis große Unternehmen interessant.
Kleinere Unternehmen werden aber nicht abgehängt: Sie können auf Dienstleister zurückgreifen, die ihnen eine bestimmte Abdeckung und Qualität des Netzes zum Beispiel in den Lager- und Logistikzentren garantieren. Gerade sehr kleine Betriebe werden virtuelle, private 5G-Netze nutzen können. Diese laufen auf der Infrastruktur des Dienstleisters, werden aber virtuell vom restlichen Netz abgetrennt und für die Bedürfnisse des Anwenders konfiguriert.