Wozu 5G, wenn ich mancherorts nicht einmal 4G empfange? Muss ich mir Sorgen um Elektrosmog machen? Und wie viele Bäume werden für neue Handymasten fallen? Sie haben viele Fragen zum Mobilfunkausbau. Beim ersten Live-Bürgerdialog am 1. Dezember 2020 lieferten die Fachleute aus Bundesregierung und Wissenschaft Antworten. Dies war der Auftakt zur Dialoginitiative. Wir dokumentieren fünf zentrale Themen.
Ist es nicht zu früh für den 5G-Ausbau?
Die fünfte Generation (5G) des Mobilfunks steht im Mittelpunkt der Dialoginitiative. Einige Nutzerinnen und Nutzer fragen sich aber: Ist es jetzt schon sinnvoll, 5G auszubauen? Schließlich klaffen doch auch im 4G-Netz bis heute noch Lücken. Ein Nutzer etwa schreibt in unserem Online-Dialog, selbst in Hamburg verfügten ganze Stadtteile „nur teilweise über guten Mobilfunkempfang“. Dazu sagte Bundesminister Andreas Scheuer:
„Wir haben eine Mobilfunkstrategie und klare Vereinbarungen mit den Anbietern. Die Anbieter müssen diese Versorgungsauflage erfüllen – sonst zahlen sie Strafen. So haben 99 Prozent der Haushalte nun 4G-Empfang. Nun richten wir unseren Blick auf die Fläche: Im letzten Jahr haben wir 7 Prozent Abdeckung hinzugewonnen. Aber 97 Prozent von Deutschland mit 4G zu versorgen, reicht uns noch nicht. Deshalb gründen wir eine staatliche Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft. Sie soll in den 4300 weißen Flecken – also den Orten, die auch nach Erfüllung der Auflagen durch die Unternehmen keinen Empfang haben werden –, gefördert durch den Staat, 5000 Mobilfunkmasten bauen. Parallel dazu läuft der Glasfaser-Ausbau, denn für 5G brauchen die Masten eine Glasfaser-Anbindung. Und wir sehen: Schon jetzt sind wir sehr gut bei 5G – Ende 2020 werden die Anbieter Millionen Haushalte erreichen.“
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Welche Auswirkungen gibt es für die Umwelt?
Angesichts des schnell fortschreitenden Ausbaus machen sich Bürgerinnen und Bürger Sorgen um den Naturschutz. Was ist mit dem Energieverbrauch, wie viele Bäume müssen für neue Mobilfunkstandorte weichen und was ist mit Vögeln und Insekten? Bundesumweltministerin Svenja Schulze hatte hierzu Fakten parat und erläuterte:
„5G ist eine Chance für Umwelt- und Klimaschutz! Videostreaming über 5G ist nämlich deutlich klimaschonender als über 4G oder über 3G. Wer eine Stunde lang über 3G eine Serie streamt, verursacht 90 Gramm CO2-Emissionen, und über 4G sind es 13 Gramm CO2. Über das 5G-Netz sind es 5 Gramm CO2 je Stunde und über effiziente Glasfaserkabel nur 2 Gramm, das haben wir in einer eigenen Studie ermittelt. Was die Bäume betrifft: Wir haben in Deutschland ein ganz starkes Naturschutzrecht. Im ersten Schritt wird immer geprüft: Gibt es nicht doch die Möglichkeit, auf schon genutzten Flächen zu bauen? Wenn für einen Mobilfunkmast dann doch Bäume fallen, müssen die Verantwortlichen dafür andernorts Ausgleich schaffen. Wir haben klare Rechte für Gesundheit und Natur – und die werden sehr hochgehalten. Denn mein Anliegen ist vor allem: Wir stellen sicher, dass bei dem Ausbau von 5G die Gesundheit geschützt bleibt. Deshalb gibt es auch weiterhin Forschung zu Auswirkungen des Mobilfunks. Bislang sind dabei aber keine Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen und Menschen festgestellt worden.“
Ist Mobilfunk schlecht für die Gesundheit?
Im Online-Dialog meldeten sich mehrfach Menschen zu Wort, die angeben, körperlich unter Mobilfunkstrahlung zu leiden. Eine Teilnehmerin berichtet von „massiven gesundheitlichen Beschwerden“ besonders in der Nähe von Funkmasten. An diese Bürgerinnen und Bürger wandte sich die Präsidentin des Bundesamtes für Strahlenschutz, Inge Paulini:
„Wir beschäftigen uns im Bundesamt für Strahlenschutz seit vielen Jahren mit dem Phänomen. Manche nennen es Elektrosensibilität, andere Elektrosensitivität, manchmal ist die Rede von Elektrosmog. Die Beschwerden der Menschen sind ernst zu nehmen. Die Betroffenen schildern aber oft sehr unspezifische Symptome, die auch andere Ursachen haben könnten. Wir haben Forschung genau dazu gemacht und geschaut: Kann man die Ursache der Beschwerden auf Mobilfunk zurückführen? Das ist nicht gelungen. Wir haben die Ursache-Wirkung-Beziehung nicht belegen können. Aber, wir nehmen das sehr ernst und werden uns weiter darum kümmern.“
Eindrücke vom Bürgerdialog
Ist 5G ein „Feldversuch“?
Hinter 5G vermuten manche Kritikerinnen und Kritiker Gefahren, die heute noch gar nicht absehbar sind. So wird in unserem Online-Dialog ein „großen Feldversuch an der Menschheit“ befürchtet. Diesen Vorwurf konnte der stellvertretende Vorsitzende der Strahlenschutzkommission, Prof. Achim Enders, entkräften:
„Von einem Feldversuch kann keine Rede sein. Es gibt so viele wissenschaftliche Untersuchungen – der Vorwurf eines Feldversuchs ist da einfach nicht haltbar. Dazu muss man aber verstehen, was 5G eigentlich ist: 5G ist im Wesentlichen ein neues Softwaresystem. Der neue Name sagt zunächst nichts über die Funkfrequenz aus. In den ländlichen Gebieten wird teilweise eine niedrigere Frequenz für 5G als bisher für 4G verwendet: Für den 5G-Mobilfunk wird zum Beispiel auch das 700-Megahertz-Band benutzt, über das früher Fernsehen ausgestrahlt wurde. Wir verwenden für 5G also Funkfrequenzen bis 3,5 Gigahertz, die schon seit Jahren genutzt werden. Insofern verstehe ich die Aufregung nicht. Übrigens: Auch die höheren Frequenzen, die wohl in einigen Jahren für 5G erschlossen werden, sind uns nicht unbekannt. Moderne Autos verwenden für ihr Abstandsradar schon länger diese höheren Frequenzbereiche.“
5G ist der nächste Schritt für die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Stadt und Land
Andreas Scheuer, Bundesverkehrsminister
Und wozu braucht es 5G nun genau?
Die Bedeutung des Mobilfunkausbaus wird erst durch konkrete Beispiele klar. Wozu also brauchen wir dann 5G? Minister Scheuer freut sich auf diverse Anwendungen und sagte:
„Wir brauchen 5G für alle Lebensbereiche. Es ist der nächste Schritt für die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Stadt und Land. Denken wir etwa an die medizinische Versorgung im ländlichen Raum: Ein Unfall passiert auf der Landstraße. Dank 5G kann der Notarzt vor Ort über schnelle Datenübertragung schon das Klinikum in der Stadt auf den Patienten vorbereiten – mit Echtzeitdaten. Ich denke auch an autonomes Fahren überall, an neue Formen der Mobilität, an Präzisionslandwirtschaft und ich denke an Industrie und Handwerk, die mit eigenen 5G-Netzen Abläufe optimieren. Auch die Pflege älterer Menschen zu Hause profitiert von besserer Vernetzung: Pflegeroboter könnten künftig zeitintensive Aufgaben übernehmen und so bei der Betreuung unterstützen.“
Übrigens: Die Live-Veranstaltung war erst der Anfang. Stellen Sie gerne jederzeit Ihre Frage im Online-Dialog und suchen Sie nach Antworten im Informationsportal.
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